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12 July — 31 August 2024

Cycle «Change II» 2023 — 2025

2009 – Vollkommenheit

Wann ist eine Komposition vollkommen? Zu welchem Zeitpunkt in seiner Lebensphase fühlt ein Komponist, dass er vollkommene Werke schreibt? Streben wir nicht in unserem eigenen Leben ständig nach Vollkommenheit, vielleicht nach vollkommenem Glück? Streben unsere Sponsoren nach dem vollkommenen Produkt und übertreffen dieses in ihrer Entwicklung doch immer wieder von neuem? 
Während die Vollkommenheit in der Kunst als ein in sich geschlossenes und geordnetes, und daher schönes Ganzes gesehen wird, ist in der Wirtschaft und der kommerziellen Welt die Vollkommenheit doch immer an Fortschritt und Entwicklung gebunden. Bei einem Klassik-Festival soll und darf ruhig auf diese zwei Anwendungen des Vollkommenheits-Gedankens hingewiesen werden. 
  

Der Begriff der "Vollkommenheit" bedeutete bis in das 18. Jahrhundert die "Harmonie als göttliche Ordnung". Sie machte auf die Analogie zwischen Ordnung der Naturwelt und dem mythologischen Ursprung der Künste aufmerksam und malte die Vorstellung aus, dass sich bestimmte Zahlenverhältnisse in Musik und Tanz ihre Entsprechungen im Makrokosmos und in der Seele des Menschen spiegeln.   
Mit der Aufklärung manifestierte sich im 18. Jahrhundert die Beziehung zwischen Fortschritt und Vollkommenheit, die sich u.a. auch in der Sonatenform von Sinfonien und Kammermusikwerken widerspiegeln sollte. Nach den Schrecken totalitärer Kriege haben wir in der Postmoderne ein differenziertes wie heterogenes Bild von Fortschritt und Vollkommenheit...                                             
Zahlreiche Komponisten haben in ihren letzten Lebensjahren ihre bedeutendsten Werke geschrieben. Schuberts Meisterwerke der Kammermusik entstanden in seiner Spätphase, gar in den letzten Monaten seines Lebens. Beethovens späte Quartette gehören zum Grossartigsten der Musikgeschichte. Bachs Kompositionen gehören zum Vollkommendsten der gesamten abendländischen Kultur. Viele von ihnen haben sich in ihren letzten Werken von früheren Formen und Kompositionsmustern gelöst und ihre persönliche Sprache noch geschärft und akzentuiert.  
Der Gedanke der "Vollkommenheit" in der Musik regt uns während dem Festival 2009 an, auch über die Vollkommenheit in unserem alltäglichen Leben am Anfang des 21. Jahrhunderts nachzudenken, zu sinnieren. Ein Komponist strebte in jedem seiner Werke nach Vollkommenheit und viele glaubten, diese nie erreicht zu haben, hinterliessen uns aber nach deren Tod die grössten und schönsten Meisterwerke. Schubert oder Tschajkowski bezeichneten immer die jeweils jüngst geschriebenen Werke als ihre besten und erreichten mit jedem neuen Werk einen weiteren Schritt in Richtung dieser Vollkommenheit, ohne je zu glauben, diese erreicht zu haben. Das Streben nach Vollkommenheit ist ein Antrieb für alle kreativen Menschen, noch tiefer zum Sinn ihrer Tätigkeit vorzustossen, noch nachhaltigere Werke zu schaffen und noch mehr Ausdrucksformen ihrer Kunst zu finden. Befinden sich nicht die Erbauer eines Uhrwerkes oder eines Automotors in einer ähnlichen Ausgangslage wie ein Komponist, sind davon angespornt, immer noch perfektere und ausgefeiltere Werke zu schaffen? Die Vollkommenheit ist demnach auch eine grosse Unbekannte, die zu erreichen Stillstand bedeuten würde. 
Das Element der "vollkommenen Kunstausübung", der virtuosen Sänger und Instrumentalisten, soll beim Festival 2009 ebenfalls gewichtet werden. Unsere eingeladenen Künstlerpersönlichkeiten zeichnen sich durch brillante und unverkennbare Spielweise oder Gesangskunst aus, welche in der Vollkommenheit Einzigartiges erreicht!  Vollkommene Werke wie Bachs h-moll-Messe, über die Franz Liszt schrieb, sie sei wie der "Montblanc der Kirchenmusik", seine Goldbergvariationen, seine "Kunst der Fuge", Brahms' Klarinettenquintett, Beethoven's letzte Streichquartette, Haydns späte Sinfonien, Mozarts sinfonische Spätwerke, Bruckners 9. Sinfonie, Tschajkowski's 5. Sinfonie oder Haydns "Schöpfung" bilden den programmatischen roten Faden durch das Vollkommenheits-Thema.    

Christoph Müller, künstlerischer Leiter

2008 – Joie de vivre

"Joie de Vivre" - Musik als Ausdruck von Lebensfreude, von Jubel, von Heiterkeit, von Humor, von Lebensenergie, kurz, von "Leben pur": Das Menuhin Festival 2008 huldigt in vielen Facetten diesen schönsten aller Lebensgefühle. Vom sakralen Jubel in Mozarts Krönungsmesse bis hin zur überschwänglichen Lebensfreude in Tschaikowskis "Souvenir de Florence" und dem happy end in seinem Ballett "Dornröschen". Viele unserer Programme entführen die Konzertbesucher in die Welt der Sonnenseite des Lebens oder loten bewusst das weite Land zwischen Glück und tiefer Verzweiflung in Schuberts "Wanderer" und Hanns Eislers "Hollywood-Liederbuch" mit den kongenialen Texten von Bert Brecht aus. 
Mit Leif Ove Andsnes betritt einer der ganz Grossen der jüngeren Pianisten das Gstaader Podium und zelebriert Kammermusik im Geiste Menuhins, unter "Freunden in entspannter Atmosphäre", wie es Menuhin zu formulieren pflegte. Im Kreise mit Christian Tetzlaff, Matthias Goerne und Clemens Hagen versammeln sich mit Andsnes weltweit gefeierte Solisten, die allesamt erstmals in Gstaad in Erscheinung treten. 
Das Jahr 2008 ist aber auch die Rückkehr des umjubelten London Symphony Orchestra, mit welchem wir für die Jahre 2008, 2009 und 2010 eine enge Zusammenarbeit vereinbarten.  
Wie kaum zuvor ziehen sich die Auftritte von gefeierten Violinistinnen, Violinisten und Sängerinnen und Sängern durch die 7 Wochen des Festivals, um schliesslich im Galakonzert der Cecilia Bartoli zum Ende des Festivals zu gipfeln.  
Ein besonderes Anliegen sind uns die neu als Matineen präsentieren "Jeunes Etoiles"-Konzerte in der Kapelle Gstaad. Die jungen Musikerinnen und Musiker haben allesamt bereits wichtige Auszeichnungen gewonnen und gehören zu den Erfolgreichsten ihres Faches. Sie verdienen die Aufmerksamkeit von unserem Publikum und von uns Festivalmachern und wir möchten mithelfen, sie im Konzertleben zu etablieren. Die Eintrittspreise für jene Konzerte haben wir auf ein Minimum reduziert, um den Anreiz für ein Kennenlernen der Stars von morgen zu erhöhen!     
Lord Menuhin selbst würde sich wahrscheinlich am ehesten zwischen dem 3. bis 8. August 2008 bei uns aufhalten, wenn im Rahmen des "Tout le monde du Violon"-Festivals in der Kirche Rougemont Zigeuner-, Jazz-, und traditionelle Geiger sich ein Stelldichein geben und den Austausch und die Begegnungen zwischen Kulturen, Ländern und Stilen in Vollendung zelebrieren!  
Die Auftragskomposition an den international renommierten und vielseitigen Komponisten, Pianisten und Dirigenten Olli Mustonen setzt unsere im Jahre 2003 begonnene Tradition von jährlich einer Uraufführung im Rahmen des Festivals fort: Olli Mustonen schreibt für uns ein Werk über "eine Geschichte einer alten Kirche". Sein Kompositionsstil ist neo-klassisch, jazzig, sinnlich und unterhaltsam. Wir dürfen gespannt sein!     
Seien Sie herzlich willkommen zum 52. Menuhin Festival Gstaad. Wir freuen uns auf Sie! 

Christoph Müller, Intendant  

2007 – Aufbruch mit Sturm und Drang

Im ersten Jahr nach unserer 50sten Edition tritt das Festival in einen neuen Lebensabschnitt über, verjüngt, erfrischender und vitaler denn je! Die 51. Ausgabe bricht mit Musik aus revolutionären Epochen auf zu neuen Ufern und zeigt innerhalb der bewährten Konzertzyklen, wie die Musik wie keine andere Kunstform ein unmittelbarer Ausdruck der menschlichen Gemütszustände ist, wie in allen Epochen unserer Geschichte gesellschaftliche und politische Veränderungen in der Musik ihr Medium fanden,  diese innere Welt des Menschen zu vermitteln.  
In den "Sturm - und Drang"-Tagen wenden wir uns dieser aufregenden Epoche am Ende des 18. Jahrhunderts zu, in welcher die gesellschaftlichen Umwälzungen faszinierende Folgen auf die Kunst ausübte. Bisher hatte Musik repräsentative Funktion an Hof oder Kirche zu erfüllen. In der Umbruchstimmung der 1770-er Jahre wurde sie als Sprache der Leidenschaft entdeckt und sprengte bisherige gesellschaftliche Normen. Die seelische und künstlerische Befreiung des Individiums und die neue Empfindsamkeit in der Musik äussern sich am deutlichsten in Werken der Komponisten Carl Philipp Emmanuel Bach, W.A. Mozart, J. Haydn oder des jungen Beethovens. In der Literatur bildet Goethes  "Leiden des jungen Werthers" das zentrale Werk dieser aufregenden Epoche.    
"Sturm - und Drang"-Phasen gab es aber auch in anderen Epochen der Geschichte, auch wenn diese nicht mit diesem für das 18. Jh. typischen Begriff bezeichnet wurden. Immer stehen aber diese Umbruchsmomente für einen Aufbruch in eine neue Phase, für mutige Schritte, für Revolution, vielleicht auch für schmerzvolle Abschiede oder Trennungen, immer aber generieren sie neue Impulse und setzen positive Energien unter den Menschen frei.  
Der Aufbruch in die sechste Dekade des Menuhin Festival darf ebenso gefeiert und mit Vorfreude erwartet werden wie das eben ausgeklungene 50. Festival.   
Die revolutionären Ansätze vieler Musiker vergangener Jahre und Jahrhunderten werden uns inspirieren, das Menuhin Festival Gstaad in eine spannende und vielfarbige Zukunft zu führen, auf der Basis der bewährten Programmgefässe, gemeinsame mit Ihnen, unserem Publikum, unseren Partnern und Sponsoren und den treuen Gönnern des Festivals.  
Ich freue mich auf einen bewegten Sommer 2007, mit Ihnen und unseren eingeladenen Künstlerinnen und Künstler  

Ihr
Christoph Müller, künstlerischer Leiter      

2006 – Celebrations

Die 50. Edition des Menuhin Festival steht vor der Tür. Ein Jubiläum gibt uns Anlass, über das Erreichte nachzudenken und den eigenen Standpunkt im sich ständig verändernden Umfeld zu definieren und zu hinterfragen. Zwar freuen auch wir uns über das Blühen und weitere Gedeihen dieses bedeutendsten und mittlerweile grössten klassischen Musikfestivals im Kanton Bern, dennoch stellen wir an uns selbst ständig den Anspruch, die Intentionen unserer Gründerväter noch innovativer, vielfältiger und publikumsfreundlicher umzusetzen. Dieser Anspruch gründet nicht zuletzt im Bewusstsein der unermüdlichen Pionierarbeit, die Lord Menuhin, der damalige Kurdirektor Karl Valentin und viele Persönlichkeiten mit und nach ihnen geleistet haben. Ohne die mutigen, selbstlosen und originellen Schritte unserer Vorgänger wäre das Menuhin Festival im Jahre 2006 nicht das, was wir heute feiern dürfen. Dass die 50. Ausgabe des Festivals gleichzeitig mit dem 90. Geburtstag von Lord Menuhin zusammenfällt bietet zusätzlich Anlass, das Programm des Jubiläumsjahres auf Menuhin und seine Künstlerpersönlichkeit zu fokussieren.
Wenn wir von Feierlichkeiten, von „Celebrations“, sprechen, ist es die Absicht, diese auch in einem möglichst hochkarätigen, die Geschichte des Festivals widerspiegelnden Programms erkennen zu lassen. Auf der Basis unserer 3 Sparten "Kammermusik - Orchesterkonzerte und TODAYS MUSIC" stellten wir ein Programm zusammen, mit dem wir hoffen, viele  Menschen ansprechen zu können.  Originalprogramme aus den Jahren 1957 und 1976 sollen die Originalität der Programmkonzeptionen Menuhins ins Bewusstsein rücken. Das "multi-kulti"-Festival im Festival "Tout le monde du Violon" ist eine grosse Hommage an Lord Menuhin. Er selbst  hätte sich wahrscheinlich in Mitten der Zigeuner-, indischen und Jazz-Geigern am wohlsten gefühlt. Grosse Sinfonik mit Stars aus der Welt der klassischen Musik setzt dem Festival markante Eckpfeiler und das offizielle Jubiläumskonzert mit Beethovens Sinfonie Nr. 9 mit dem London Symphony Orchestra unter der Leitung von Sir Colin Davies stellt einen künstlerischen Höhepunkt in der Geschichte des Festivals dar.  
Dass unter der Fülle der Konzerte auch 2 Kinder- und Familienkonzerte sind, freut uns besonders und setzt die liebgewonne Tradition unserer Kinderkonzerte unter der Mitwirkung einheimischer Schulklassen fort. Aber auch die Anlässe an ungewöhnlichen Orten wie dem Schlosshof Rougemont, der Alphütte Les Ouges oder im Bergrestaurant Wispile tragen zum unverwechselbaren Charakter des Menuhin Festival bei; ein Charakter, der uns lange über das Jubiläumsjahr hinaus erhalten bleiben und im Bewusstsein der jüngeren Generation noch gefestigt werden soll, auf dass wir noch viele Sommer voller lebendiger, spannender und farbiger Konzerte im Saanenland erleben dürfen.  
In Vorfreude heissen wir Sie schon jetzt herzlich willkommen zum Menuhin Festival Gstaad 2006!  

Christoph N.F. Müller, künstlerischer Leiter  

2005 – Sehnsucht und Erwartung

Sehnsüchte prägen unser Leben wie kein anderes Gefühl. Befinden wir uns in einem gewissen Seelenzustand, sehnen wir uns nach dem Anderen, dem Gefühl, das uns Abwechslung vom Aktuellen ermöglicht und Veränderung bringt. Sehnsüchte prägen unsere Fantasie, in welcher wir uns Vorstellungen ausmalen und danach streben, diese zu erfüllen. Sehnsüchte setzen Energien frei, Ziele zu erreichen. Oft können Sehnsüchte aber auch tiefe Melancholie auslösen, wenn wir erkennen müssen, dass unsere Sehnsucht bloss ein Luftschloss aufbaut und unerfüllt bleibt.  
Musik ist die wohl unmittelbarste und intensivste Kunstform, das Gefühl der Sehnsucht auszudrücken. Komponisten finden in der Musik eine Sprache, ihre Sehnsüchte zu vermitteln. Sei es das in Worten unbeschreibliche Sehnen zweier Liebender zueinander, die unendliche Sehnsucht nach Heimat oder die Sehnsucht von uns Mitteleuropäern nach dem Sonnen-verwöhnten Süden: Die Sehnsüchte sind der Treibstoff der Komponisten!   
Lassen Sie sich von der Musik und deren sehnsüchtiger Sprache nach Gstaad entführen und seien Sie herzlich willkommen im sommerlichen Saanenland.  

Ihr  Christoph Müller, künstlerischer Leiter      

2004 – Ursprung als Inspiration

Was inspiriert einen Komponisten, wenn er sich einem neuen Werk widmet? Bei vielen Kompositionen ist der Ursprung einer Inspiration nicht auf den ersten Blick erkennbar, ist die Musik Sprache der Leidenschaft.  
In anderen Stücken aber sind die Bezüge eindeutig, ja sogar programmatisch. Richard Strauss’ Symphonische Dichtungen oder seine „Alpensinfonie“, die detaillierte musikalische Umsetzung einer Bergwanderung aus der Spätromantik, sind Beispiele so genannter „Programmmusik“. Unsere Aufführung vom 20. August 2004 ist bereichert durch die zusätzliche Dimension einer filmischen Erzählung zur Bergwanderung. Der Komponist, Saxophonist und Regisseur Daniel Schnyder hat mit seinem Filmteam den letztjährigen Traumsommer im Saanenland verbracht und die in der Musik umgesetzten Stationen in den Bergen des Saanenlandes gefilmt. Keine Angst, wir werden Ihnen keinen kitschigen Heimatfilm präsentieren sondern den ehrgeizigen Versuch, einen vielschichtigen „Videoclip“ mit stimmungsvollen Bildern zur romantischen Musik von Strauss zu verbinden. Dass am selben Abend innerhalb unseres Zyklus „21st Century Renaissance“ ein von Daniel Schnyder komponiertes Konzert für Sinfonieorchester und Alphorn zur Uraufführung gelangt (Auftragswerk Menuhin Festival 2004) liegt bei der thematischen Umsetzung der „Inspiration Alpen“ nahe. Ein multimediales Ereignis erwartet uns am 20. August im Festivalzelt! 
Die Ursprünge der eigenen Volksmusik als Inspiration ist für den Kunstschaffenden ein bedeutender Reflexionspunkt seines Wirkens, vor allem, wenn dem Menschen der Bezug durch biographische oder äussere Einflüsse verloren ging, die nächsten Menschen aus heimatlicher Umgebung nicht mehr leben oder er aus anderen Gründen aus seiner vertrauten Umgebung entrissen wurde. Diese Umstände lösen Gefühle von Schmerz, Heimweh und Melancholie aus; Gefühle, die wir in der Musik Antonin Dvoraks, dessen 100ster Todestag sich im Jahre 2004 jährt, besonders intensiv empfinden. Unmittelbare Inspiration durch volksmusikalische Einflüsse erfahren wir in Johannes Brahms’ „Ungarischen Tänzen“, Astor Piazzollas Tangos oder der durch Flamenco inspirierten Musik des andalusischen Komponisten Joaquin Turina. Robi Lakatos, der geniale Zigeunergeiger, lässt seine Herkunft in alle Stile einfliessen und bekennt sich dadurch immer wieder zu seinen Ursprüngen – der Zigeunermusik. 
Die vielen Annäherungen an musikalische Ursprünge können uns als Hörer anregen, über Fragen der Identität, von Heimatgefühlen oder Fernweh nachzudenken. Ist es nicht die auch entspannende Umgebung des Saanenlandes, welche uns in besonderem Masse dazu einlädt und Musse bietet, sich einem musikalischen Ereignis hinzugeben?  
Weltbekannte und renommierte Künstlerinnen und Künstler sowie hoffnungsvolle „rising stars“ verführen Sie in ca. 30 Kammermusik- und Orchesterkonzerten in den herrlichen Kirchen des Saanenlandes und im akustisch hervorragenden Festivalzelt in die Welt dieser Gefühle!  
Ein wachsendes Publikum hat auch im letzten Jahr die Einmaligkeit der Konzerte des Menuhin Festivals miterlebt, und wir durften zur Kenntnis nehmen, dass auch die Konzerte des Zyklus „21st Century Renaissance“ sich zunehmender Beliebtheit erfreuen. Vor dem Hintergrund dieser vielen positiven Erfahrungen setzen wir den eingeschlagenen Weg fort und freuen uns, wenn Sie sich auch vom Programm des Sommers 2004 angesprochen fühlen.  
Herzlich willkommen beim Menuhin Festival 2004!  

Christoph Müller, künstlerischer Leiter  

2003 – Musikerfreundschaften und -feindschaften

Tiefe Freundschaften und abgründige Feindschaften prägen und prägten das Zusammenleben aller Menschen, insbesondere künstlerisch tätigen und denkenden. Vor diesem Hintergrund möchten wir während dem Festival 2003 zahlreiche Verbindungen von Musikern aller Epochen aufzeigen, was zu erstaunlichen, amüsanten und überraschenden Erkenntnissen führen wird. Wir haben eine vielfarbige Anzahl weltbekannter Stars nach Gstaad eingeladen, welche grosse Lust bekunden, sich mit dieser Thematik auseinander zu setzen. Beethoven, welcher zu seiner Zeit mit heute zu Unrecht völlig unbekannten Konkurrenten zu kämpfen hatte, oder Mozart, welcher Joseph Haydn zutiefst verehrt hatte, oder Clara Schumann, welche im spannungsgeladenen Umfeld von Brahms und Robert Schumann künstlerisch tätig war: überall stehen Menschen dahinter, deren Musik von diesenGefühlen beeinflusst wurde und deren Tonsprache für sie ein unverzichtbares Ausdrucksmittel ihrer Freude und ihres Leidens war.
Wir freuen uns, Sie im kommendenSommer in der herrlichen Umgebung des Saanenlandes mit Musik in das Reich dieser Gefühle entführen zu dürfen!

Christoph N. F. Müller, Künstlerischer Leiter

2002 – Alpenzauber

Innovative Tradition 
Das Menuhin Festival Gstaad kommt in einem neuen Kleid daher. Der Anspruch, ein im Geiste unseres Lord Menuhin lebendiges und kreatives Festival in der einzigartigen Umgebung des Saanenlandes zu gestalten, wurde in unserer Konzeption mit insgesamt 37 Veranstaltungen neu umgesetzt. Es ist das höchste aller Ziele, den Konzertbesucherinnen und -besuchern durch das Angebot von einmaligen Konzerten ein noch intensiveres und ganzheitlicheres Erlebnis mit Kultur, Natur und Genuss zu ermöglichen, und wir wünschen unseren Gästen, in dieser Stimmung Zeit zu finden, kulturelle und historische Entwicklungen neu nachzuvollziehen. 
Folgende drei Eckpfeiler bilden das Gerüst des Festivals:  

1.     Kammermusikfest Gstaad: 9 Konzerte in den 5 Kirchen des Saanenlandes zwischen dem 22. und 31. Juli 2002

„Musizieren unter Freunden in entspannter Atmosphäre“

Durch den Aufbau des „Kammermusikfestes Gstaad“ schaffen wir jene Atmosphäre, welche im Jahre 1956 Yehudi Menuhin motivierte, in der Kirche Saanen sein  Festival zu lancieren: Das Musizieren unter Freunden in entspannter Atmosphäre dieser herrlichen Bergregion. Während zehn Tagen finden in den stimmungsvollen Kirchen des Saanenlandes neun Konzerte statt, wobei sich eben, ganz im Sinne von „Musizieren unter Freunden“, die Ensembles durchmischen und zusammen ihre Programme zum Leitthema „Die goldenen Jahre 1820 – 1830“spielen. Es ist uns gelungen, eine hochkarätige Gruppe von Musikern für das „Kammermusikfest Gstaad“ zu gewinnen. In der „Kammermusik – Nacht“ vom 30. Juli findet das Kammermusikfest seinen Höhepunkt.     

2.     Kreativität: 

Ein Leitthema: „Alpenzauber“ 
Wir möchten durch das ganze Festival einen roten Faden ziehen, welcher innerhalb eines thematischen Schwerpunktes verschiedene Betrachtungen zulässt. Dass dieses Thema im Jahre 2002 „Alpenzauber“ lautet, ist kein Zufall. Das Festival 2002 soll ein Bekenntnis zum Saanenland sein, welches die herrliche Kulisse für dieses einmalige Festival bietet. Einerseits haben sich zahllose grosse Komponisten mit der Urkraft der Alpen befasst und waren von deren Naturschauspiel inspiriert worden, andererseits bietet die Alpenwelt die wunderschöne Kulisse, Musik geniessen zu können, in einer Tiefe und einem emotionalen Umfeld, wie es eben in urbanen Gebieten während der langen Wintersaison nicht unbedingt möglich ist.

21st Century Renaissance: Artist in Residence George Gruntz
Menuhins Lust, sich mit Musikern anderer Stile oder anderer Kulturen zu treffen, machte ihn zum Missionar zwischen den Welten und prägte ganz wesentlich sein künstlerisches Schaffen. Unvergessen sind u.a. seine Begegnungen mit dem legendären Jazz-Violinisten Stéphane Grappelli oder der indischen Sitarspieler Ravi Shankar!
Wir möchten im neuen Menuhin Festival eine Plattform für die Wiedergeburt der Improvisation, der Ur-Musikalität, welche in jedem von uns Menschen steckt, schaffen. Es freut uns besonders, vor diesem Hintergrund einen der wohl innovativsten, vielseitigsten und originellsten Musiker in Gstaad als „Artist in Residence“ vorstellen zu dürfen: den Jazz-Musiker George Gruntz, welcher im Jahre 2002 seinen 70. Geburtstag feiern wird. Der gebürtige Basler ist ein Weltbürger, welcher seit Mitte der 50er Jahre durch seine ständige Vermittlung zwischen den verschiedensten Musikrichtungen und Kulturen Weltruf erlangt hat. George Gruntz wird am Menuhin Festival 2002 in allen Facetten vorgestellt: als Pianist (im Rahmen eines Barockkonzertes!), als Dozent einer Masterclass, als Partner im Improvisations-Trio, als Komponist, Arrangeur und Dirigent zweier grosser „Events“ mit Big Band und Sinfonieorchester im Festivalzelt.
In Masterclasses, Konzerten, „Jam-Sessions“ (freie Improvisationen) und Podiumsdiskussionen wird das Thema „Improvisation“ behandelt. Wir sind überzeugt, dadurch ein in der aktuellen Festivalszene ständig vernachlässigtes Thema aufzugreifen, welches für ein breites Publikum ebenso interessant ist wie für ausübende Musikerinnen und Musiker.

Masterclasses

Durch den Aufbau von Masterclasses (nicht nur zum Thema „Improvisation“) gibt das Menuhin Festival jungen professionellen Künstlerinnen und Künstlern eine Chance, Wertvolles auf ihren musikalischen Weg mitzunehmen und sich bei einem international bedeutenden Festival zu präsentieren. Durch die Einführung von Masterclasses knüpfen wir an eine verlorengegangene Tradition an, welche zu Menuhins Zeiten selbstverständlich war. Menuhins geschaffene Institutionen, die „International Menuhin Music Academy Gstaad“, sowie die „Menuhin School London“ bilden einen festen Bestandteil dieses Festivalsegmentes.      

musikextra

Musik soll nicht nur in den herkömmlichen Räumen stattfinden sondern auch an ungewöhnlichen Orten wie z.B. im Bergrestaurant Eggli oder auf dem Kapälliplatz  einem breiten Publikum präsentiert werden. Dies ist die Absicht der musikextra – Veranstaltungen. 
Aber auch Betrachtungen im Kontext mit bildender Kunst oder Literatur stehen auf dem Programm von „musikextra“ – und natürlich unsere beliebten Konzerteinführungen durch unsere Musikologen Dr. Andreas Wernli und Dr. Hans-Georg Hofmann.    

3.     Tradition in neuem Licht


Populäre Meisterwerke des Barocks, der Klassik und der Romantik, interpretiert auf höchstem künstlerischen Niveau durch hochkarätige Interpreten, bilden weiterhin den Schwerpunkt der Orchesterkonzerte in der Kirche Saanen und im Festivalzelt.

Geniessen Sie während dem kommenden Festival Vivaldis „Vier Jahreszeiten“, Händels „Feuerwerksmusik“, Mozarts erste (!) Sinfonie in Es-dur, sowie seine späten Meisterwerke, die Sinfonien Nr. 39 in Es-dur und Nr. 40 in g-moll, Beethovens Sinfonien Nr. 1 in C-dur und Nr. 6, die „Pastorale“, Gustav Mahlers eindrückliche Naturschilderung in seiner 1. Sinfonie, Richard Strauss‘ monumentale „Alpensinfonie“ oder Mozarts tragische Oper „Don Giovanni“, um nur die herausragendsten Höhepunkte zu nennen. 

Vielleicht werden Sie beim genauen Hinhören bemerken, dass barocke oder klassische Musik anders klingen wird. Erstmals treten beim Menuhin Festival Ensembles auf, welche auf authentischen, das heisst der damaligen Zeit entsprechenden, Instrumenten spielen! Die Musik wird ursprünglicher, direkter, rauher, vielleicht lebendiger klingen, und ich bin überzeugt, dass Sie von diesem neuen Klangbild begeistert sein werden!

Es ist für mich eine grosse Ehre, das traditionelle, von Yehudi Menuhin aufgebaute Festival in neuem Licht präsentieren zu dürfen. Ich habe mich voller Respekt und Bewunderung für das Vorhandene und Geschaffene an die Arbeit gemacht, das Menuhin Festival mit einem lebendigen Programm in das 21. Jahrhundert zu leiten, um Ihnen auch in Zukunft unvergessliche Abende bieten zu können. 

Ich freue mich, Sie durch den kommenden Sommer begleiten zu dürfen!

Christoph N.F. Müller, künstlerischer Leiter